Am 06.11.1889 wurde der Verein gegründet. Die Gründung des Vereins wurde wohl von Bürgermeister Dienst veranlasst und es erklärten 25 Personen ihren Beitritt, die somit die Gründungsmitglieder waren. Die Namen der Gründungsmitglieder sind leider nicht bekannt. Im Jahre 1890 zählte der Verein 29 Mitglieder, zur Jahrhundertwende waren es 41. Leider gibt es aus den folgenden Jahren keine verwertbaren Aufzeichnungen.
Die Süßkirsche ist in Ockstadt seit etwa 250 Jahren (1766) das dominierende Obst und beschäftigt viele Familien im Jahreszyklus und somit auch den Verein im Besonderen. Die Vermarktung der Kirschen muss wohl ein Problem gewesen sein, denn im März 1932 berät der Verein über die Einrichtung eines Kirschenmarktes. Im September 1933 berichtet Bürgermeister Klein über den diesjährigen Obstmarkt.
Die Zunahme der “Kirschfruchtfliege“ ist in diesem Jahr besonders markant, so dass sich die Landwirtschaftskammer bereit erklärt, Spritzungen durchzuführen, die aus zwei Versuchen bestehen sollen. Das Ergebnis wird mit „gleich 0“ bezeichnet. Die Anfrage des Kreisvereins, ob im Jahre 1933 die Motorspritze benötigt werde, wird verneint.
Im März 1933 beschließt man, eine fahrbare Obstbaumspritze anzuschaffen. Wilhelm Klein ist für die Spritze verantwortlich, Mitglieder können sie kostenlos ausleihen, Nichtmitglieder müssen einen Beitrag leisten.
Die Bekämpfung der „Kirschfruchtfliege“ ist in den Versammlungen ein viel diskutiertes, aber nicht gelöstes Problem, obwohl es beispielsweise 1936 in Ockstadt, 6250 Apfelbäume, 2590 Birnbäume, 4820 Kirschbäume und 2030 Mirabellen- und Zwetschgenbäume gibt.
1961 wird die Kirschfruchtfliege für 1 Jahre durch Vernebelung mit Pflanzenschutzmittel vom Hubschrauber aus bekämpft.
1948 wird eine Motorspritze vom Verein angeschafft. Herr Meißner ist ab 1949 der zuständige Berater. Das Pflanzenschutzmittel DDT wird vorgestellt und 100%iger Erfolg bescheinigt. 1950 werden erfolgreiche Versuchsspritzungen gegen die Kirschfruchtfliege durchgeführt.
Nach einem Beschluss zur Verneblung am 15.05.1951 werden 125 ha von der Fa. Borchers - Goslar mit einem DDT-Mittel behandelt. Eine solche Großbekämpfung ist bislang noch niemals durchgeführt worden. Nachdem vorher ein 100%iger Befall festgestellt wird, sind jetzt nur noch 2% der Obstbäume befallen. Seit dieser Zeit wird die Kirschfruchtfliegenbekämpfung regelmäßig durchgeführt, was für den Verein jedes Jahr aufs Neue eine große Herausforderung darstellt.
Der Baumbestand hat sich in Ockstadt ständig erhöht, so ist der Kirschbaumbestand auf 50.000 Bäume angewachsen, die Anbaufläche beträgt etwa 140 ha.
Die verschiedenen Strukturänderungen führen auch zu Veränderungen der Landschaft und des Anbaues. So wird in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts das Anpflanzen von Hochstämmen aufgegeben, da ein Bewirtschaften der Parzellen fast nicht mehr erfolgt. Dafür hat der Halbstamm Einzug gehalten. In den dann folgenden 90er Jahren kommen schwach wachsende Unterlagen dazu, die schneller Ertrag bringen, aber auch schneller vergreisen. Der Vorteil der schwachen Unterlagen liegt darin, dass diese nicht mehr von den Obstanbauern selbst veredelt werden müssen, sondern fertig von Baumschulen zu kaufen sind und so die Übertragung von Krankheiten weitgehend vermieden wird. Die Bäume heute begrenzt man auf eine Wuchshöhe von ca. 4m, was einen effektiveren Pflanzenschutz zulässt und ein sicheres Ernten sowie einen geringeren Zeitaufwand für die Schnittarbeiten ermöglicht.
In früherer Zeit war die Kirschenernte in den bäuerlichen Jahresablauf eingebunden und nahm aufgrund der geringen Baumzahl pro Familie weniger Zeit in Anspruch.
Die Vermarktung war vom Verein in Kooperation mit der Gemeinde geregelt. Heute ist die Ernte auf sechs bis acht Wochen ausgedehnt. Nur wenige betreiben heute noch den Obstanbau im Vollerwerb. Die meisten Obstanbauer betreiben den Anbau von Obst im Neben- oder Zuerwerb. Nur Süßkirschenanbau mit unseren Anbaumethoden ist im Vollerwerb nicht möglich, da es witterungsbedingt immer wieder zu Ausfällen, ja sogar bis zum Totalausfall kommen kann. In unserer Lage kommt es häufig zu Blütenfrösten. Die erhöhten Niederschlagsmengen während der Erntezeit führen außerdem regelmäßig zu Schäden an den reifen Früchten. Die Vermarktung läuft über den Großhandel oder Direktvermarktung. Neben dem klassischen Tafelobst wie Süßkirschen, Äpfeln, Birnen und Zwetschgen gibt es in den letzten Jahren auch Edelbrände, Secco, Säfte und Brotaufstriche.
Zum 125 bestehen pflanzt der Obst- und Gartenbauverein Ockstadt eine Dorflinde auf dem Plan in der Ortsmitte.
Heute gehören dem Verein 156 Mitglieder an. Zur Zeit wird der OGV von Florian Hess geführt, der die Nachfolge von Werner Kipp 2023 antrat.
Auszüge aus dem Buch des Geschichtsvereins von Werner Margraf